Wenn Günter Gras(s) raucht...

*lol* Ein Klassiker...

Ähem, noch einer aus der Serie Unverständlich. Günter Grass, mir nur bekannt durch Die Blechtrommel und aus der Tatsache, dass er als Schriftsteller immer mal wieder mit seinen neuen Werken in den Schlagzeilen steht, war nach dem letzten Outing mit 17 bei der Waffen-SS. Ein harter Schlag. Natürlich ist es etwas komisch, dass der Herr darüber solange geschwiegen hat und jetzt passend zu seiner Biographie mit dieser Tatsache rausrückt. Dennoch verstehe ich hier das Aufhebens nicht was um diese Meldung gemacht wird. Das ist über 60 Jahre her und unter der Voraussetzung, dass er nicht an irgendwelchen Massenerschießungen beteiligt war, finde ich es nicht so wild. Damals war Krieg, es wurden bestimmt noch ganz andere Leute eingezogen und vielleicht sogar in noch ganz andere berühmt berüchtigte Einheiten gesteckt.

Das er bis jetzt darüber nicht geredet hat, ist ja nun seine Entscheidung. Ich meine, was geht es denn die anderen an was er damals mit 17 hat machen müssen? Der Vergleich ist vielleicht etwas sehr weit hergeholt, aber für mich wäre es dasselbe als wenn ich hier und jetzt bekannt geben würde, das ich als Vierjähriger beim Tante Emma Laden um die Ecke einen Kaugummi geklaut hätte (was natürlich NICHT stimmt) und von nun auf jetzt würde die ganze Welt über mich herziehen. Ich weiß, ich bin nicht mal ansatzweise so eine literarische Konifere wie der Grass Günter bin und die Waffen-SS und einen Kaugummi mopsen auch zwei verschiedene Paar Schuhe sind. Dennoch finde ich es etwas ungerechtfertigt fast das ganze Lebenswerk in Frage zustellen, nur weil man in jungen Jahren etwas gemacht hat, wo man sich wahrscheinlich nicht mal wirklich hätte gegen wehren können.

Wenn man nun aber die Nachrichten hört, regen sich dort irgendwelche wichtigen/mitteilungsbedürftigen Menschen darüber auf, dass der Günter nun nicht mehr der mahnen Literatur-Nobelpreisträger ist, der er noch vor 14 Tagen war. Was hat sich denn nun geändert? Wie weit muss man denn sein Leben in den Medien ausbreiten um authentisch zu sein? Vielleicht hat er auch nicht gesagt, dass er in seinem Pfeifchen tatsächlich immer eine 1:1-Mischung von Haschisch und Pferdemist abbrennt. Na wenn so was rauskommen würde, dann würde er wahrscheinlich öffentlich gevierteilt und erschossen. An seinen Büchern und dem was seinen Ruf ausmacht sollte das doch aber nichts ändern oder? Es würde evtl. die kreative Quelle hinter diesen Werken aufdecken, aber nichts desto trotz sind es große Bücher (von denen ich keines gelesen habe, *schäm*) und seine anderen Taten, die ihm zu dem gemacht haben, was er heute ist, würden auch nicht geschmälert oder?

Eben hab ich sogar gelesen, das Hr. Grass einen Nobelpreis zurück geben soll, wenn es nach dem Kulturexperten der CDU ginge. Schwachsinn, wenn man mich fragt, aber das macht ja keiner. Wenn man bei Wikipedia mal nach „Waffen-SS“ sucht, dann findet man da eine Liste bekannter ehemaliger Mitglieder... Hardy Krüger war z.B. auch damals dabei. Und hat man dem deswegen die Hölle heiß gemacht? Oder sehe ich das nicht eng genug?, waren alle diese Leute schwere Kriegsverbrecher? Na dann ist es ja kein Wunder das er die letzten 60 Jahre geschwiegen hat. Hier stellt sich dann nur Frage, warum er es nicht weiter gemacht hat.

Ich verstehe es nicht... Medien und Meinungsmache... Vielleicht sollte ich nur noch Kassette hören.

~ Iggy Pop - Success ~
Andreas (Gast) - 14. Aug, 21:31

Kann ich das einfach mal so unterschreiben. Ich kann auch nicht verstehen, dass da derzeit so ein Aufhebens drum gemacht wird. Für jemanden, der in der Nazizeit aufgewachsen ist, 1933 sechs Jahre alt war und zwölf Jahre lang nur das glauben konnte, was ihm die nationalsozialistische Propaganda vorgesetzt hat, finde ich es schon verständlich, dass er "ganz normal" eingezogen wurde. Zum Ende des Krieges hin war die Mitgliedschaft in der Waffen-SS auch nicht mehr freiwillig, will heißen er *musste* da hin. Laut eigener Aussage hat er in der gesamten Zeit bis zum Kriegsende nicht einen Schuss abgegeben. Von daher sehe ich das alles vielmehr als "Sommerloch-Diskusion". Interessant finde ich übrigens, dass gerade der jüdische Publizist Ralph Giordano Grass in Schutz nimmt und Grass' Verhalten nach Kriegsende als jederzeit antifaschistisch bezeichnet. Mehr dazu hier: http://www.stuttgarter-nachrichten.de/stn/page/detail.php/1225223

ic3be4r - 15. Aug, 08:11

Hey, welch ein seltener Gast/Kommetator. *g*

Schön zu sehen, das ich nicht der einzige bin der das so sieht. Dachte schon fast ich bin zu blöd um da einen Zusammenhang zufinden. Aber nun bin ich beruhigt, wenn noch andere der selben Meinung sind.
benq - 15. Aug, 07:22

Nobelpreis hin oder her...

den hat er aufgrund seiner Leistung bekommen und damit verdient.
Als Ehrenbürger ist er für mich auch nicht tragbar.... wer will schon einen Waffen-SS-Gründer als Ehrenbürger haben, auch wenn er nicht getötet hat.. er war Handlanger. Mitbegründer ist schon was anderes als späteres Mitglied.
Wahrscheinlich hat er mit dieser Kritik nicht gerechnet, sondern wollte eher seine Biographie ordentlich pushen... Die große Beichte des Herrn Grass ... was erwartet er.. Mitleid?
Kaufen Kaufen Kaufen...!!!

ic3be4r - 15. Aug, 08:21

Medienwirksam war der Zeitpunkt der Offenbarung auf jeden Fall. Nur wenn er es in der Biographie geschrieben hat, dann ist es wohl auch besser, dass er es vorher selbst zur Sprache bringt. Wie wären die Reaktionen erst gewesen, hätten die Leute das erst im Buch gelesen...

Das mit der Ehrenbürgerschaft finde ich traurig. Ist wie mit dem Nobelpreis, diese Ehre hat er ja nicht bekommen, weil er so schön auf Stuhl hocken kann sondern für seine Arbeit....

Ich will das ja nicht beschönigen oder in Abrede stellen, das es was ungutes ist Mitglied der Waffen-SS gewesen zu sein, dennoch würde es mich auch interessieren, wieviele Menschen, die heute in Hohen Positionen sitzten und damals im Widerstand waren, nicht grade zimperlich mit den damaligen deutschen Soldaten umgegangen sind. Das ist aber bestimmt wieder ein anderes heißes Eisen was ich da anfasse...
benq - 15. Aug, 09:46

Sicherlich...

aber wenn es vorher bekannt gewesen wäre, hätte er mit Sicherheit die Ehrenbürgerschaft nicht erhalten.
Warum hat er es nicht früher gesagt, im Nachhinein wirkt er wie ein Heuchler
Ein Beispiel ist für ihn der Vorwurf von Grass an Kohl, dass der damalige Kanzler Kohl mit dem US-Präsidenten einen Soldatenfriedhof besucht habe.
Grass hatte sich erzürnt, weil dort auch Soldaten der SS liegen.

Find ich persönlich... einfach nur noch lächerlich.... der gute Mann sollt sich einen Besen kaufen, anstatt den Moralapostel raushängen zu lassen!
ic3be4r - 15. Aug, 18:14

Schade würde gerne weiter mit dir über dieses Thema diskutieren, aber ich bin nicht so sehr im Bilde was der Grass denn so alles angemahnt hat, was nicht und wenn ja, aus welchem Grund er das tat.
benq - 15. Aug, 18:22

Wie gesagt...

den Nobelpreis hat er für seine Arbeit bekommen und auch verdient.
Ansonsten hätte er gerade zu solchen Themen - in der Vergangenheit - besser seinen Mund gehalten, anstatt als Saubermann den Moralapostel raushängen zu lassen.
Wer so groß austeilen kann, muss jetzt auch mit Kritik leben können.
Daniela (Gast) - 15. Aug, 17:08

*kopfschüttel*

Wollte heute selbst darüber bloggen. Aber nun sehe ich, dass Du das bereits so prima und ziemlich genau meiner Meinung nach niedergeschrieben hast ... spare ich mir meinen eigenen Beitrag dazu ;-)
Jemanden 60 Jahre später für etwas verantwortlich machen zu wollen, was er als 17jähriger getan hat, der durch die Kindheit und Schulzeit entsprechend verblendet war, ist doch Schwachsinn! Und ihm den Literatur-Nobelpreis nehmen zu wollen? Hallo?! Die hat er für seine Bücher bekommen und die haben sich durch diese Beichte ja nicht geändert. Die Bücher machen ja viel mehr deutlich, welche Sicht er so auf die Vergangenheit und Geschichte hat.

*kopfschüttel* Das ist echt ein Sommerloch-Theater

ic3be4r - 15. Aug, 18:11

*g* Noch ein so unverhoffter Besuch... Sehr schön. Dann waren ja alle Bewohner des Bloghauses hier, was? Und sogar im selben Beitrag.

Tut mir ja nun leid, dass ich dir das Thema vorausgenommen habe. Aber vielleicht kommt demnächst mit einer neuen/ähnlichen Nichtigkeit ein neues Thema in die Schlagzeilen.

Von Wgen Sommerloch-Theater, bei solchen Themen weiß man ja immer nicht ob die Leute die dazu ihre Meinung kund tun diese auch ernst meinen oder sich nur mal ins Rampenlicht stellen wollen. Letzteres geht ja im Sommerloch sehr einfach, da die Groß-Politik Pause hat werden die Klopfernachrichten ja auch in allen anderen Bereichen gesucht.
Andreas (Gast) - 15. Aug, 22:22

Kommerz...

Also ich finde, dass die Öffentlichkeit mal von diesem "Das macht der doch jetzt nur, weil seine Biographie gepusht werden soll" runter kommen sollte. Ich meine, wenn jemand im Alter von 78 Jahren seine Autobiographie schreibt und dieses Revuepassieren zum Anlass nimmt, sich auch mit diesem dunklen Kapitel seiner Geschichte auseinander zu setzen, dann hat das nichts mit "Werbung für's Buch" zu tun. Sicherlich fällt es nicht leicht so etwas der Welt zu offenbaren, aber wenn nicht in eine Autobiographie, die ja immer irgendwie einen (abschnittsweisen) Schluss-Strich zieht, wo dann?

Das Argument, dass er damit vor der Veröffentlichung seines Buches an die Presse gegangen ist, kann ich so auch nicht stehen lassen. Schließlich sind bereits genug Rezensions-Exemplare bei der Presse angekommen, so dass es keines Interviews bedurft hätte auf diesen Makel in der Vergangenheit hinzuweisen. Allein durch die Rezension-Exemplare wäre dieser Punkt von Grass' Biographie bereits vor Verkaufsstart ans Tageslicht gekommen.

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